Projektbegleitung für die Stadtentdecker am Leibniz-Gymnasium Potsdam

Zum Schuljahresabschluss eine Projektwoche kreative Auseinandersetzung mit Architektur und Stadtplanung – dafür ließ sich die Klasse 5a des Leibniz-Gymnasiums in Potsdam schnell begeistern. Die Schüler benannten auch im Vorfeld Themen, die reflektiert werden sollten, welche von der Verschmutzung des öffentlichen Raums bis hin zum Umwelt- und Klimaschutz reichten. Da musste in der großen und an interessanten Architektur- und Städtebauthemen reichen Stadt Potsdam schon der Fokus auf einen bestimmten Ort gefunden werden. In äußerst knapper Abstimmung entschieden sich die Schüler für die Wohngebiete Konrad-Wolf-Park und Kirchsteigfeld vor der eigenen Haustür.

Im weiten Umfeld des „Stern-Centers“ konnte die Klasse dann während des Stadtspaziergangs die ganz unterschiedlichen, oft hochqualitativen Herangehensweisen der Planer an Verkehrsanbindung, öffentlichen und halbprivaten Raum, Umweltschutz und natürlich Architektur kennenlernen und Verbesserungspotenzial für fünf selbst ausgewählte Orte aufspüren.</span> <span style="“color:" #000000;“>Die anschließende Arbeitsphase war nicht ohne größere technische, persönliche oder terminliche Herausforderungen. Wie bei den „richtigen“ Architekten auch wurden in relativ kurzer Zeit in selbst zusammengefundenen kleinen Teams von 2-4 Schülern Ideen entwickelt und wieder verworfen, erst zu Papier und dann ins maßstabsgerechte Modell gebracht.

Nach der Sommerpause stellten die Schüler in der öffentlichen Präsentation im Bildungsforum stolz ihre Vorschläge in Modell und Powerpoint-Präsentation vor: Differenzierte Nutzungsangebote für alle Generationen auf den leer belassenen Stadtplätzen des Kirchsteigfeldes, zum Teil überdachte neue Freiraumgestaltungen mit Wasserflächen, Bewegungs- und Einkaufsmöglichkeiten in der Brachfläche zwischen den beiden Wohngebieten. Für den Ernst-Busch-Platz wurden ein multifunktionales, den Platz neu ordnendes öffentliches Gebäude oder eine sport-orientierte Grüngestaltung vorgeschlagen. Die zugige Bushaltestelle vor dem Stern-Center wurde näher an dessen Eingang gelegt, erhielt überdachte Fahrradstellplätze und verkürzt die Wartezeit mit einem kleinen Café. Ein weiteres Projekt zeigte in einem selbstgedrehten Film das Anreizmodell eines singenden Mülleimers auf.

In allen Ideen manifestiert sich der ausgeprägte Wunsch der jungen Potsdamer nach mehr Angeboten, aber auch mehr Ordnung im öffentlichen Raum. Dem Thema Vandalismus wird beispielsweise mit ausgewiesenen Graffitiwänden begegnet. Dabei wird ein generations- und soziale Schichten übergreifender Ansatz nie aus den Augen verloren. Wettergeschützte Treffpunkte, die vorhanden sind und einer bestimmten Bevölkerungsschicht dienen, werden neu integriert. Die dritte Dimension wird einbezogen und so neue Multifunktionalität und Ausblicke über die Dachlandschaft erzielt. Keine Arbeit stellt eine eigene architektonische Idee über die angebotenen Funktionen. Sicherlich wertvolle Anregungen für eine vorausschauende Stadtpolitik, die leider den kurzen Weg ins Bildungsforum nicht gefunden hatte.

Beitrag erschienen im Deutschen Architektenblatt 12/2017, Regional Brandenburg

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