Zukunft mit Geschichte – IT-generierte Perspektiven für Potsdam-Krampnitz

Nach 10 Jahren Stadtentdeckern in Potsdam übersteigt die Anzahl der bearbeiteten Quartiere mittlerweile jene der noch nicht besuchten. Warum also nicht den Versuch wagen, einen noch gar nicht gebauten Stadtteil mitzuentwickeln? Zusammen mit der Neugier auf die Arbeit einer 8. Klasse mit den Bestandsgebäuden einer Kaserne, die zwei Diktaturen für militärische Nutzung dienten, entschlossen wir uns, das Gelände in Krampnitz zu bearbeiten. Gesetzt war dabei der im Wettbewerb 2018 gefundene städtebauliche Masterplan. Trotz gegenwärtigem Baustellenbetrieb waren die Arbeitsbedingungen dank der Unterstützung des Bauherrn ProPotsdam hervorragend. Nach der geführten Besichtigung des Geländes und des Offizierskasinos erhielten die Lernenden noch die Bestandsgrundrisse der ausgesuchten Gebäude. Wie gewohnt suchte sich die Klasse 8b des Leibniz-Gymnasiums Themen und Orte selbst aus. Auch die Art der Visualisierung der Ideen stellte ich den Lernenden diesmal völlig frei. Überraschenderweise entschieden sich alle acht Teams für eine digitale Bearbeitungsweise und damit gegen Modellbau. Gearbeitet wurde mit SketchUp, Planner 5D, Minecraft und erstmals mit künstlicher Intelligenz, dem Bot Midjourney. Die Grundrisse der Bestandsgebäude wurden mit PowerPoint beplant, wobei die Raumprogramme bis hin zu Lager- und WC-Räumen wie bei klassischer Projektentwicklung von den Lernenden selbst erarbeitet wurden.

So sehen zwei Schülerinnen für einen Block von ehemaligen Mannschaftsunterkünften ein Krankenhaus mit genauer Zuweisung der einzelnen Abteilungen vor. Im alten Heizhaus möchten zwei Schülerinnen die im Norden von Potsdam fehlende Feuerwache unterbringen. Das Offizierskasino wurde gleich zweimal bearbeitet. Der erste Entwurf von 4 Schülerinnen adressiert den Bedarf eines neuen Stadtteils an Räumen für sozialen Austausch. Ein Theatersaal, eine Bibliothek, ein Café, ein Partyraum mit Kasino sowie buchbare Räume für Vereine und ein Informationsraum über die Geschichte der Kaserne sorgen für ein ganztägiges Angebot für die neuen Bewohner. Der zweite Entwurf von 5 Schülerinnen bietet mit einem Spa-Hotel, das mit Erdwärme und Solarpaneelen betrieben wird, Erholung für Bewohner als auch Gäste. Ein Hotel als Neubau bieten auch 5 Schüler an, ein weiteres Team entwirft ein gläsernes Fitnessstudio. Aber auch Verkehrs- und Freiraumplanung kommen nicht zu kurz. Zwei Schüler schlagen ein Verkehrskonzept mit 5 dezentralen Parkhäusern vor. Für den neuen, 7 ha großen Zentralpark schließlich erarbeitet ein Team ein beeindruckend genaues Minecraft-3D-Modell mit den Angeboten Skater- und Calisthenics-Park, Flohmarkt und Gastronomie rund um einen zentralen großen Brunnen.

Die öffentliche Präsentation vor dem Beigeordneten Bernd Rubelt und dem Projektleiter David Oberthür fand große Anerkennung. Im Stadtentdeckergespräch lobte Oberthür die vielen Ideen für das Kasino, von denen er einige auch umsetzen könnte. Aber auch Schwierigkeiten wurden von den Lernenden angesprochen, so die manchmal etwas störrische Arbeit mit der KI oder die immer geringer werdende Zeit für die Projektbearbeitung, die weitgehend parallel zum normalen Schulbetrieb in den Nachmittagsstunden stattfand.

Beitrag erschienen im Deutschen Architektenblatt 04/2024, Regional Brandenburg

Artikel über das Projekt in den Potsdamer Neueste Nachrichten/ Tagesspiegel

https://www.tagesspiegel.de/potsdam/landeshauptstadt/hotel-park-krankenhaus-potsdamer-schulerideen-fur-das-zukunftsprojekt-krampnitz-11110975.html

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